Märchenstunde

Gerne nahmen wir das Angebot von Herrn und Frau Grauer an, mit unseren Kindern eine Märchenstunde zu halten. Zur Vorbereitung des Märchenspiels besuchte Frau Grauer alle Klassen und erzählte sehr kindgemäß die Geschichte von Waselisa. Sogar bei unseren Großen hätte man eine Stecknadel fallen hören, so ruhig und gebannt folgten sie der Geschichte des armen Mädchens. Waselisa erhält von ihrer Mutter als letztes Geschenk eine kleine Puppe, die ihr im Leben helfen wird, den richtigen Weg zu finden. Als der Vater wieder heiratet, sieht sie sich bald den Gehässigkeiten ihrer Stiefmutter und den beiden Stiefschwestern ausgesetzt. Als diese das Feuer im Haus absichtlich ausgehen lassen, soll Vasselisa bei der alten Hexe Babajaja neues Feuer holen. Entgegen aller Erwartungen der Stiefmutter besteht Waselisa mit Hilfe ihrer Puppe alle Prüfungen der bösen Hexe und kehrt mit einem Feuer speienden Totenschädel zum Haus zurück. Während Vasselisa erschöpft einschläft, brennt sich der Feuerschädel in die drei Frauen ein. Am anderen Morgen ist nur noch ein Häufchen Asche von ihnen übrig.

Als die Eheleute Grauen das Märchen zwei Tage später vorspielten und die Personen mit Puppen dargestellt wurden, gewann das Märchen noch einmal deutlich an Kontur und Wirkung bei den Kindern. Nun hörten sie die sterbende Mutter, wie sie ihrer Tochter die letzten Worte mitgab und sahen den trauernden Vater um seine Frau weinen. All diese Emotionen wurden lautmalerisch unterstrichen von originalem Flötenspiel oder passender Musik. Verstärkt wurden diese Eindrücke durch die liebevoll gestaltete Bühne und den eingebauten Lichteffekten. Manchem unserer kleinen Schüler wurde etwas mulmig zu  Mute, als die grässliche Hexe auftrat und die ängstliche Vasselisa immer neuen boshaften Prüfungen aussetzte. Als Waselisa sie schließlich mutig nach der Bedeutung des weißen, roten und schwarzen Reiters fragt, gibt sie aber auch eine Weisheit von sich, über die es sich lohnt nachzudenken: „Zu viel Wissen lässt den Menschen vorzeitig altern!“

Bei der Suche nach dem Sinn des Märchens stößt man bald auf die Probleme, die beim Erwachsenwerden auftreten. Die Prüfungen, denen unsere Kinder und Jugendlichen ausgesetzt sind, sind heute sicherlich anders geartet, aber deswegen nicht weniger schwer zu bewältigen.

Wir bedanken uns sehr herzlich bei den Eheleuten Grauer für die engagierten und beeindruckenden Vorführungen.

Dieter Fakler



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